Noel Gallagher

Knapp zwei Jahre nach dem spektakulären Oasis-Split 2009 findet mit Noel Gallagher nun auch das letzte Mitglied der Britpop-Gründer den Weg zurück ins Rampenlicht. Gut ein Jahr später als sein Bruder wagt sich der Songwriter wieder in die Öffentlichkeit und präsentiert das Solo-Projekt Noel Gallagher’s High Flying Birds.

Von ganz unten nach ganz oben: Das Werdegang-Klischee vom gebeutelten Mittelklasse-Jungen zum extrovertierten Multi-Millionär passt bei Noel Gallagher wie die Faust aufs Auge. Vom alkoholkranken Vater drangsaliert, wächst der am 29. Mai 1967 im englischen Manchester geborene Noel Gallagher als zweiter Sohn von Peggy und Thomas Gallagher mehr schlecht als recht heran.

Die Kindheit in Burnage, einem Arbeiterviertel von Manchester prägen Gewalt, Alkohol und immense Spannungen innerhalb der Familie. Während sich sein kleiner Bruder Liam den Schutz seiner Mutter zu Nutzen macht, gerät Noel fast täglich ins alkoholisierte Schussfeld des gewaltbereiten Vaters.

Das führt letztlich zu einem sehr gespaltenen Verhältnis zu seinem jüngeren Bruder. Permanentes Misstrauen, Vorbehalte und Streitereien ziehen sich durch den tristen Alltag des jungen Briten.

Die Erlebnisse zu Hause führen dazu, dass Noel auch außerhalb der heimischen Wände Probleme hat, sich einzugliedern und zurecht zu finden. Gaunereien wie Diebstähle stehen auf der Tagesordnung. Bereits im Alter von 13 Jahren verbüßt Noel seine erste Bewährungsstrafe, nachdem er einen Nachbarschaftsladen ausgeraubt hat.

Während dieser Zeit findet der orientierungslose Noel erstmals Zugang zur Musik. Er bringt sich selbständig das Gitarrespielen bei. Ende der Achtziger endet das heimische Martyrium für die Gallagher-Brüder, als sich Peggy Gallagher von ihrem Mann trennt und die Söhne mitnimmt.

Befreit von den häuslichen Gewalt-Exzessen taucht Noel immer tiefer in den seinerzeit grassierenden Madchester-Boom ein. 1988 heuert er bei Inspiral Carpets als Roadie an, da sein eigentlicher Wunsch, der Band als Sänger beizutreten, einstimmig abgelehnt wird. 1992 kehrt die Truppe von einer US-Tour zurück. Noel stellt mit Erstaunen fest, dass sein jüngerer Bruder Liam musikalisch schon einen Schritt weiter ist als er.

Liam ist mittlerweile Frontmann und Sänger der Band Rain. Aufmerksam verfolgt Noel das Treiben des Jüngeren und besucht die Band auf deren Konzerten. Noel ist überzeugt von der Qualität seines eigenen Songwritings und der Ansicht, dass es Rain in der Hinsicht noch an Vielem fehlt.

Noels Interesse bleibt nicht unbemerkt, und so bittet ihn Liam, der Combo beizutreten. Unter der Voraussetzung, alleiniger Chef und Songwriter zu sein, willigt Noel schließlich ein und tauft die Band kurze Zeit später in Oasis um. Der Rest ist Geschichte.

Die Gallagher-Brüder schlagen mit Oasis im vereinigten Königreich ein wie eine Bombe. Sex, Drugs & Rock ’n Roll sind die Folge. Noel kleckert nicht, er protzt. Haus mit Pool, endloser Fuhrpark und Hunderte Gitarren nennt er schnell sein Eigen; Frauen und Drogen gibts als Zugabe obendrauf.

Noel erinnert sich: „Ich mochte Drogen. Ich war wirklich gut dabei. Aber nachdem ich ungefähr ein Jahr lang Panik-Attacken hatte, wollte ich damit aufhören.“ 2009 endet die brüderliche Zweckgemeinschaft auf musikalischer Ebene mit Noels Ausstieg.

Gegensätzliche Auffassungen der Brüder enden beinahe im Krankenhaus: „Er ging in seinen eigenen Umkleideraum und kam mit einer Gitarre zurück. Er schwang sie wie eine Axt und hätte mich beinahe im Gesicht getroffen. Es war einfach nur ein den unnötiger Akt der Gewalt – und die anderen aus der Band sagten einfach gar nichts. Da sagte ich: ‚Wisst ihr was? Ich bin raus!'“, berichtet Noel.

Der Songwriter zieht sich fortan weitgehend aus den Schlagzeilen zurück und bastelt intensiv an seiner Solokarriere. Unter dem Namen Noel Gallagher’s High Flying Birds kündigt der Sänger auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz sein Solodebüt an, das im Oktober 2011 erscheint. Parallel dazu arbeitet Noel Gallagher an einem weiteren Soloprojekt für 2012, einer Kooperation mit dem Ambient-Duo Amorphous Androgynus.

Quelle: laut.de
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